Deutschlands Norden



02/09/2019 - 14/09/2019

Welcome to Mecklenburg-Vorpommern

Und auf einmal ist der Herbst da! Über Nacht sind die Temperaturen deutlich gefallen, statt heißen 30 Grad sind es nun noch knapp 20, uns ist das ganz recht. Leider haben wir durch die letzten Tage an der Seenplatte das „Wasted in Jarmen“-Festival von Feine Sahne Fischfilet verpasst, daher gab´s nur ein obligatorisches Foto vor dem entsprechenden Ortsschild, so viel Zeit muss sein.

Wenn man wie wir Zeit hat, seit Berlin verzichten wir auf Autobahnfahrten, kann man gemütlich über Landstraßen tuckern und sich die Landschaft anschauen. Und so entdeckt man zufällig Fachwerk-Friedhofskapellen, im Freiland gehaltene Borstentiere und kann an Straßenständen einkaufen, genauso stellen wir uns das vor, großartig.




In der Nähe von Grimmen sind wir nachmittags bei Louises Freund Carsten eingetrudelt und haben uns sofort pudelwohl gefühlt. Mit (fast) der ganzen Familie zusammen auf der Terrasse vespern und erzählen, „La Tortuga“ inspizieren und bisschen dran schrauben, gemeinsam kochen und das Rotwild bei der Brunft belauschen - für uns war es eine sehr schöne Zeit, vielen Dank :)!



Nach 1,5 Tagen geht’s weiter über Poel (endlich Meer!!!) nach Wismar. Die historische, gotisch geprägte Altstadt trägt einen UNESCO-Weltkulturerbetitel, dementsprechend viele spannende Bauten gibt es zu besichtigen. Von den großen Kirchen wurde nur die Nikolaikirche während des Zweiten Weltkriegs halbwegs verschont, von der Marienkirche steht nur noch der Kirchturm, das umliegende Gewölbe wurde mit Kriegsschutt bedeckt und erst vor ein paar Jahren bei Bauarbeiten wiederentdeckt. Dazu kommen viele kleine Läden und Cafés, die das Stadtbild abrunden und einen Besuch mehr als lohnenswert machen.  





Auch interessant aber für unseren Geschmack weniger attraktiv ist die große Schwester Schwerin, die Landeshaupt von Mecklenburg-Vorpommern und zweitgrößte Stadt nach Rostock. Die Parksituation ist mit einem Gefährt wie unserem leider alles andere als günstig, kostenlose Parkplätze sind nur außerhalb des Stadtzentrums zu finden und dann sind die Lücken auch noch ziemlich klein. Das Wahrzeichen ist natürlich das auf einer eigenen Insel gelegene Schloss, in dem mittlerweile der Landtag sitzt. Dieser imposante Bau aus der Mitte des 19. Jahrhunderts ist ein echter Touristenmagnet und auch die Brautpaare geben sich hier die Klinke in die Hand.




 Die kommende Nacht verbringen wir direkt neben der Kirche in Zarrentin am Schaalsee - klingt langweilig – ist aber ziemlich hübsch dort.


Hamburg

Nach einem gemütlichen Stadtrundgang sowie einem kurzen Frühstück sind wir zu Chris und Jacky nach Hamburg gefahren. Das Sommerfest im WG-Garten wäre fast ins Wasser gefallen, zum Glück waren wir mit dem Kreieren eines Planendachs schneller als der Regen. Die kommenden Tage haben wir viel erzählt, diskutiert, nachmittags gefrühstückt und etliche Male die Waschmaschine bemüht (vielen Dank dafür!! :)).
Chris hat uns eine super Stadtführung ab dem Rathaus über die Speicherstadt und neue Hafen City bis zur Elbphilharmonie gegeben, von deren Plaza wir abends den Blick über den beleuchteten Hafen sowie die Innenstadt haben schweifen lassen können.







Die Rooftop-Bar am Beginn von St. Pauli war eher unspektakulär, dafür das Bier umso teurer, aber man lebt ja schließlich nur einmal. Ganz entspannt sind wir dann noch über die Reeperbahn und durch die angrenzenden Gassen gezogen, haben der „Ritze“ (Hamburger Kultkneipe mit Boxring im Keller) einen Besuch abgestattet und waren erst nachts irgendwann zurück. 
Eigentlich wollten wir schon eher wieder los aber da die Post entweder nicht klingelt oder streikt sind wir zwei Tage länger geblieben, haben den ersten Blogeintrag veröffentlicht und im Haus der Photographie zwei Ausstellungen besucht. Die eine wurde von jungen aufstrebenden Fotografen gestaltet, die andere zeigt sehr beeindruckende und bewegende Portraits, aufgenommen vom renommierten Fotografen Walter Schels. Nachdem die Welt halt manchmal auch einfach klein ist trifft Louise in den Deichtorhallen eine alte Schulfreundin Amelie und deren Freund Paul, mit denen wir im Anschluss durch St. Georg gelaufen sind und in ihrer Lieblingskneipe ein Bayreuther Helles getrunken haben. Fehlen darf natürlich auch die Schanze nicht, wo wir mit Chris zusammen asiatisch Abendessen waren. Lecker Bier und Baklava gab´s nahe der Roten Flora zum Glück auch noch, ist ja nicht so als ob wir nicht schon voll genug gewesen wären. Hamburg, wir werden dich vermissen und definitiv auch wieder besuchen, so viel steht fest!





Wattwanderung Sahlenburg / Bremerhaven / Leer

Einfach mal losfahren, so einfach ist es dann doch nicht, aber wir haben es geschafft und sind bei strömendem Regen in Richtung Cuxhaven getuckert, durch kleine Ortschaften und über kurvige Straßen, so dass wir erst in völliger Dunkelheit ankamen. Die erste Nacht in Sahlenburg standen wir völlig alleine hinter dem Deich, der Wind hat das Auto durchgeschüttelt und doch konnten wir wunderbar schlafen. Am nächsten Morgen haben wir unseren Stellplatz gewechselt, campieren vor Ort ist nämlich doch nicht so legal wie wir dachten. 


Dick eingepackt, heißen Tee trinkend haben wir den Kitern und Windsurfern zugeschaut und sind so gemütlich in den Tag gestartet. Wirklich attraktiv ist dieser Stadtteil von Cuxhaven allerdings nicht, einige hässliche Wohnblocks ragen zwischen Wohnwägen und kleineren Häusern in den Himmel, aber wir sind ja auch wegen des 9000qkm großen Nationalparks Wattenmeer hergekommen. Das UNESCO-Weltnaturerbe liegt zu knapp 2/3 in Deutschland, den Rest teilen die Niederlande und Dänemark unter sich auf. Hat man früher noch versucht, dem Meer Stück für Stück Land abzutrotzen, so findet der menschliche Einfluss auf dieses hochsensible Ökosystem heutzutage vor allem über den Nähr-/Schadstoffeintrag, Tourismus und den Klimawandel statt. Alles Wissenswerte, auch über die Flora und Fauna vor Ort, erfährt man im Besucherzentrum Wattenmeer, ein lohnender Besuch. Der Tidenhub beträgt in Sahlenburg etwa 3m, gefühlt sind es aber deutlich mehr, da sich das Wasser bei Ebbe bis hinter den Horizont zurückzieht. Die Zeit des Niedrigwassers haben wir für eine kleine Wattwanderung im Licht der untergehenden Sonne genutzt, sind durch Priele gewatet, konnten Krabben und kleine Fische beobachten und uns ordentlich durchpusten lassen.






Abends gab's Kinderdisco in der gegenüberliegenden Jugendherberge (nicht nur für die Kids)...


Die öffentliche Dusche am Meer ist zwar eiskalt, aber besser als sich im trüben Meerwasser zu waschen ist es allemal und da man alle Gelegenheiten nutzen muss, arrangieren wir uns mit dem Gehirnfrost. Den Kitesurf-Wettbewerb am Wochenende haben wir ausgelassen und sind nach Bremerhaven gefahren. Wirklich viel Positives über die Stadt zu berichten gibt es leider nicht, die Uferpromenade mit dem Hotel Sail City (die norddeutsche Variante des Burj al Arab) und einigen alten Schiffen ist unseres Erachtens aber doch ganz hübsch anzuschauen. Erwähnenswert ist vielleicht noch die Polizeikontrolle, die wir aufgrund der Missachtung eines Abbiegepfeils über uns ergehen lassen mussten. Nach der üblichen Schikane mit Verbandskasten, Warnweste etc. und der Überprüfung der Fahrzeugpapiere hat es der Polizist nach der Erläuterung unserer Reisepläne freundlicherweise bei einer mündlichen Ermahnung belassen.



Einen Besuch wert hingegen ist die Innenstadt kleine Stadt Leer in Ostfriesland, die bis 1990 über fast 20 Jahre hinweg saniert wurde und nun mit vielen schönen Häusern in kleinen Gassen zum Stadtspaziergang einlädt.


Vor dem örtlichen Hallenbad stehen fünf kostenlose Wohnmobilstellplätze zur Verfügung, im Eingangsbereich gibt es saubere Toiletten und WLAN, hier lässt es sich definitiv gut aushalten. Wer sich in Deutschland über die angeblich so hohen Spritpreise aufregt, der sollte dringend vor dem Verlassen der Bundesrepublik seinen Karren volltanken, denn danach wird´s richtig teuer (1,56€/l Diesel) – wir haben auch ohne Motzen schlappe 123 Liter aufgefüllt, damit wir auch bis zum nächsten Eintrag kommen. ;)



Die Route

Nachtrag: Wir erbitten besondere Anerkennung an unsere Geduld - BurgerKing Public Wifi ist das Langsamste, was wir je erlebt haben (6 Stunden Upload für diesen Eintrag). Peace :)

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