Marokko I

14/12/2019 – 30/12/2019

Marokkos grüner Norden

Ksar Sghir und Stausee Barrage Smir

Nach langem Warten legt die Fähre gegen Mittag ab, wir schippern vorbei an Algeciras und Gibraltar, erhaschen bereits den Blick auf Afrika.
Nach 2,5 Stunden verlassen wir als erstes Fahrzeug die Fähre und folgen den Schildern in Richtung Ausgang, kommen uns aufgrund der Größe des Hafens allerdings leicht verloren vor, da weit und breit kein anderes Auto zu sehen ist. Insgesamt werden wir vier Mal kontrolliert, bekommen ein Visum für das Fahrzeug ausgestellt, reingucken will keiner.
Mehr Infos zum Visum gibt's hier. Geld wechseln bzw. abheben funktioniert reibungslos, der Wechselkurs am Schalter ist besser als der am Automaten, Mitte Dezember 2019 erhalten wir für 1€ ~ 10.44 Dirham. Und auch die fällige KFZ-Versicherung für Marokko kann man kinderleicht abschließen, 186€ für drei Monate sind ein stolzer Preis... Aber es hilft ja nichts, bei einer Polizeikontrolle ohne gültigen Versicherungsschutz aufgehalten zu werden, wird in der Regel deutlich teurer.
Wir tun uns schlussendlich mit einem Holländer und Ines und Uwe zusammen, die wir während der Überfahrt kennen gelernt haben. Letztere sind nun auch schon eine ganze Weile unterwegs und haben fast Dreiviertel aller europäischen Länder mit ihrem selbstausgebauten Toyota Landcruiser bereist.
Gleich am ersten Tag heißt es mit dem Parkwächter über den Preis für die Übernachtung zu verhandeln. Von seinen geforderten 20 Dirham (also grob 2€), möchte der gute Mann unter keinen Umständen abrücken. Wir versuchen es mit Argumenten, da auf dem Zufahrtsschild ein Preis von schlanken 5 DH angekündigt wird. Die "Lösung" des Problems erfolgt dann mittels Abreißen des Schildes seinerseits, auch ne Variante. Uwe klopft ihm auf die Schulter, erklärt, dass wir auch nen harten Tag hatten und wir einigen uns auf nen Euro pro Fahrzeug, für ihn immernoch ein guter Deal.
Nach dieser Debatte halten wir uns vorerst an die anderen Reisenden, mit denen wir diesen schönen Platz teilen, u.a. die Italiener Silvia und Simon mit ihrer Hündin Sky. Schnell jedoch bekommen wir Gesellschaft von Einheimischen - Salam und sein fünfjähriger Sohn Mohamed. Auf dem Weg zum Hafen bleiben sie bei uns hängen, auf Französisch unterhalten sich hauptsächlich Louise und Salam, während sein Sohn schüchtern die Hand seinen Vaters hält. Wir erfahren viel über seine Familie und seine ehemaligen Berufe und bekommen schließlich eine Einladung, ihn zu Hause zu besuchen. Der kommende Tag ist also schon mal verplant.
Als es langsam dunkel wird machen wir es uns bei Ines und Uwe bequem, wir sind sehr begeistert vom Auto und den Reiseerlebnissen der Beiden, trinken Tee, sitzen ein paar Stunden zusammen und können im Anschluss mit dem Rauschen der Wellen im Ohr gut einschlafen.


Einen erneuten Preisnachlass für die vergangene Nacht bringt uns das leider nicht. Der heutige Sonntag ist Louises Geburtstag und zu ihren Ehren gibt es ein sattes Morgenrot über den Hügeln, ein gelungener Start in den Tag. Und als Jonas dann auch noch den Geburtstagkuchen samt Kerzen überreicht und ein Ständchen trällert, wissen auch unsere Nachbarn Bescheid.
Nach ein paar Abschiedsfotos und dem Austausch unserer Kontaktdaten bleiben wir allein am Stellplatz zurück und warten auf Salam, der überpünktlich auftaucht. Natürlich ist der Parkplatzwächter sein Kumpel, zusammen haben sie im Hafen von Tanger Med. gearbeitet. 
Zu unserem Auto hat sich ein LKW gesellt, der Fahrer heißt Sekaria und bietet uns erstmal ein Glas frisch gebrühten Tee an. Ablehnen kommt nicht in Frage, das ist Teil ihrer Kultur und so kommen wir mit ihm ins Gespräch, auch wenn sich die Verständigung schwieriger gestaltet als mit Salam, dessen Französisch deutlich besser ist. Es ist schön zu sehen, dass selbst diese Barriere kein Problem ist, denn es gibt ja immer noch Hände und Füße. Unterdessen haben sich auch Salam und sein ehemaliger Arbeitskollege dazugesellt, wir machen Fotos und lachen viel, schauen uns den neuen LKW an und sitzen Probe, das macht Sekaria stolz. Auf unsere Frage hin, wann er denn wieder arbeiten muss und welche Strecken er so fährt, antwortet er mit „Heute Abend nach Casablanca. Inschallah!“. „Inschallah“ - mit einer Haschpfeife nach der anderen wohl berechtigt...



Nach einer guten Stunde machen wir uns zu dritt in "Tortuga" auf den Weg zu Salams Haus. Er sitzt vorn, von anschnallen hält er nicht viel, alibimäßig nimmt er wenigstens den Gurt in die Hand. Wir werden gleich in den wichtigsten Raum, das Wohnzimmer, geführt. Die Schuhe ziehen wir selbstverständlich aus, das gebietet der Anstand, auch wenn der Teppich in Plastikfolie gehüllt ist. Auf der großen Couchgarnitur sitzen bereits seine Schwiegermutter, seine Schwägerin sowie seine Frau, die drei Kinder wuseln in der Wohnung umher. Die Unterhaltung fällt heute deutlich sparsamer aus als gestern, dafür schreit der Fernseher umso lauter, irgendwelche Kinder singen arabische Lieder über das Einkaufen und Heiraten.
Es gibt Tee und von uns mitgebrachten Stollen. Der schmeckt vor allem den Kindern. Jetzt zeigt sich uns auch die bereits ausgeprägte Karies der Milchzähne, hätten wir mal lieber Gemüse mitgebracht... Nachdem uns Fatima noch voller Stolz ihre zig Hochzeitsfotos gezeigt hat, bekommen wir noch einen kleinen Rundgang, entscheiden uns dann aber bald zum Aufbruch.


Die Fahrt ans Mittelmeer führt uns zurück zum Hafen, von dort aus erklimmt „Tortuga“ die steilen Straßen hinauf auf die Berge. Der trockenen Erde zum Trotz sind die Hänge überraschend grün, die Wolken scheinen hier öfter hängenzubleiben als gedacht, dazu kommen die vielen Bäume und eine gigantische Sicht auf das Rif-Gebirge.
Die guten Straßenverhältnisse zu Beginn unserer Tour ändern sich abrupt, aus Teer werden Schotter und Steine, gepaart mit massiven Auswaschungen und Abbruchkanten. So schaukeln wir langsam voran und erreichen das Ufer des Stausees „Barrage Smir“, der am späten Nachmittag bevölkert ist von Einheimischen, die den sonnigen Sonntag mit Picknick und Lagerfeuer genießen. Als es zu dämmern beginnt, leert sich der Platz, außer uns verbleibt kein anderes Fahrzeug.




Am Folgetag bekommen wir Gesellschaft von Ziegen und herrenlosen Hunden, Einheimischen, die mit den knatternden Mopeds vorbeidüsen und schlussendlich einem französischen Wohnmobil. Wir staunen und fragen uns, wie zur Hölle sie es bei der schlechten Piste überhaupt hierher geschafft haben, und dann kommt auch schon Stiv um die Ecke, der das Gefährt souverän über alle Hindernisse steuert. Seit August sind die beiden Lehrer mit ihren drei Kindern und Hund auf Achse.
Als die Sonne hinter den Bergen verschwindet werden wir ins Wohnmobil eingeladen, bekocht und teilen unsere vorletzte Flasche Rotwein sowie unsere Eindrücke von den ersten Tagen in Marokko, sprechen über die Autos und das Leben "Daheim", so wie Reisende das wohl tun. Wir freuen uns über den gemeinsamen Abend und bekommen von der Jüngsten, Mona, ein kleines Gemälde geschenkt, das ab sofort unseren Kühlschrank ziert.
Am nächsten Tag haben wir Besuch, ein Marokkaner hockt sich wenige Meter entfernt neben einen Busch und starrt uns an. Wir fragen, was er will – natürlich Geld. Stiv hat irgendwann Mitleid und schenkt ihm eines seiner Shirts, über das er sich sehr freut und dann unverhohlen mehr einfordert. Es wird also Zeit für uns zu gehen, rauf auf die matschige Schlaglochpiste und weiter gen Süden.


Tortugas Schwester...

Chefchaouen, Schlucht bei Zitouna und „Ferme Olivier“

Die Region rund um die 45.000 Einwohner zählende Stadt Chefchaouen ist eine der Hochburgen des Cannabis-Anbaus, der zwar offiziell verboten ist, aber dennoch geduldet wird. Auf der Strecke werden wir dreimal von Marokkanern ausgebremst, die uns was verkaufen wollen, wir sehen wohl bedürftig aus. Im „Maroc Telecom“-Shop besorgen wir uns eine SIM-Karte, freischalten müssen wir sie selbst, aufgeladen wird beim Kioskbesitzer um die Ecke, damit jeder ne Aufgabe hat.
Dann beginnt das Sighseeing: Vor knapp 550 Jahren gegründet, galt Chefchaouen gut fünf Jahrhunderte als heilige Städte, in die Ausländer und Ungläubige keinen Zutritt hatten. Erst seit Mitte des letzten Jahrhunderts hat sich der Umgang mit den Besuchern geändert, die sich nun in Massen durch die engen Gassen schieben. Verständlich, denn die Stadt hat ihren ganz eigenen Charme, der die negativen Bilder jedoch nicht überspielen kann; es wimmelt vor Katzen, die sich teils in mäßigem bis schlechtem Zustand befinden und in den zahlreichen Müllbergen nach Futter suchen.
Die Farbe Blau symbolisiert das Meer, den Himmel, ist die Farbe Gottes, schützt die Bewohner vor dem bösen Blick, so zumindest erzählen es die Fremdenführer. In Wirklichkeit ist das mit den blauen Buden allerdings so eine Sache, angefangen hat alles nämlich erst vor etwa 25 Jahren, als ein Mann sein Hotel hellblau gestrichen hat und plötzlich mehr Gäste aufschlugen als zuvor. Der Rest erklärt sich von selbst...



Einen Stellplatz für die Nacht finden wir in einer Schlucht am „Oued Sidi Ben Saada“. Am nächsten Morgen bekommen wir Besuch aus dem Dorf, die Neugier der Bewohner ist groß, das Französisch beider Parteien nicht das Beste, für die Fotos wird aber fleißig posiert.



Auf dem Weg Richtung Fès entdecken wir das kleine Restaurant „Ferme Olivier“. Wenn man etwas isst, kann man umsonst auf dem kleinen Parplatz neben dem Haus übernachten und Wasser auffüllen. Wir werden prompt von Azzedine, dem Besitzer, zum Teetrinken eingeladen, erzählen, was wir so in Marokko treiben und bereiten gemeinsam unsere Tajine für's Abendessen vor. Nebenbei gibt es Nachhilfestunden in Arabisch – Shukran, lieber Azzedine, für deine Geduld ;)!
Die Nacht ist geprägt vom Dauerwettschreit zwischen dem Gockel und dem Hund, über Stunden hinweg wollte jeder das letzte Wort haben. Die Wolken hängen heute tief, es regnet ab und an, wir arbeiten am Blog und am Mittag bekommen wir "Mamas" hausgemachtes Couscous - somit haben wir Marokkos bekannteste Speisen also abgearbeitet.



Nach einem Verdauungsspaziergang sind wir abfahrbereit, just in dem Moment fahren unsere französischen Freunde auf den Hof. Damit hätten wir mal überhaupt nicht gerechnet, umso größer ist die Wiedersehensfreude. Wir bleiben also, haben ja Zeit.
Irgendwo ist übrigens auch ne Camperdose aufgegangen, sodass sich am Abend neun Fahrzeuge den Flecken Wiese teilen. Azzedine ist sichtbar stolz, so viele Gäste hatte er noch nie auf einmal.

Fès und Moulay Idriss

Die Kulisse auf der Fahrt nach Fès ist überragend. Wir gönnen uns mehrere Pausen und decken uns mit Granatäpfeln von der Straße ein. Danach geht's einkaufen und es beginnen erneut die Verhandlungen über einen angemessenen Preis für die Übernachtung in Fès. 50DH – 30DH – es werden dann 20DH für eine gerade Stellfläche zwischen Autowracks. Geht idyllischer, aber für den morgigen Stadtbummel taugt es allemal.


Bob Ross



Unterhalb der „Borj Sud“ hat man einen guten Blick auf die Stadt. Als eine Gruppe junger Leute uns und unsere Kamera entdeckt, werden wir im Nu belagert, allerdings auf eine sympathische Art. Sie führen uns gleich sehr stolz ihre besten Tricks vor und sind ganz wild darauf, fotografiert zu werden.



Wir betreten durch ein Tor im Südosten die Medina, die seit 1981 als UNESCO-Weltkulturerbe besonders schützenswert ist und bezogen auf die Fläche als die größte mittelalterliche Altstadt weltweit gilt. Sofort versinken wir im Trubel des Souk der Einheimischen, auf dem so ziemlich alles an landwirtschaftlichen Produkten und Tieren feilgeboten wird – Gewürze, Kaffee, Obst, Gemüse, Fisch, Fleisch und lebende Federtiere. Dass der Fisch schon etwas fischig riecht und ungekühlt in der Sonne liegt, geschenkt, ebenso sind die Beine und Schädel von Ziegen, Rindern und Schafen von massenhaft Fliegen bevölkert. Jeder Lebensmittelkontrolleur in Deutschland würde laut schreiend flüchten, aber hier interessiert das keinen.
Wir lassen uns einfach treiben, dürfen überraschend viele Fotos von den Händlern machen, kaufen mal hier und dort frisches Gemüse ein – und sehen keinen einzigen Touristen für eineinhalb Stunden.




Immer der Nase nach geht es zu den Gerbereien der Königsstadt. Von welcher Dachterrasse aus man einen Blick auf die bunten Farbtöpfe und die arbeitenden Gerber werfen will, das bleibt jedem selbst überlassen, gleich hingegen ist das Prozedere. Die Inhaber quatschen einen auf der Gasse an, führen einen in ihren Laden, danach geht es die schmalen Stufen empor.
"Ein kleines Souvenir gefällig?" - wir lehnen dankend ab. Traurigerweise werden die meisten der hier angebotenen Waren inzwischen aus China oder Indien importiert. Wie so oft, ist die Nachfrage nach handgefertigten regionalen Produkten hoch, die Bereitschaft einen angemessenen Preis zu zahlen, eher niedrig.



Rund um die große „al-Qarawiyin“-Moschee beginnt dann das große Gewusel, der touristische „El-Henna“-Souk und die „Kessaria“. Hier gibt es alles, man kann kaum 10m gehen ohne angequatscht zu werden. Nach Querung von dutzenden von Gassen wird alles eher chaotisch – das GPS versagt, denn zu dicht und hoch stehen hier die Häuser. Und wir zwei wollen einfach nur noch raus.
Nach dem Weg fragen braucht man hier keinen, außer man möchte zum nächsten Shop seines Schwippschwagers 7. Grades geführt werden.
Von Fès aus fahren wir in nordöstlicher Richtung zurück in die Berge, passieren einige Straßenkontrollen und erreichen kurz vor Einbruch der Dämmerung einen alten Steinbruch bei Zaggota.



Der Weg nach Volubilis ist schnell zurück gelegt. Die alte römische Siedlungsanlage, die im Jahre 25 v. Chr. errichtet wurde und 1997 in die Liste der UNESCO-Weltkulturerbestätten aufgenommen wurde, entpuppt sich als sehr beliebt.
Da sich die Touristen hier fast übereinander stapeln und wir uns die 70DH Eintritt pro Person lieber sparen wollen, fahren wir in die nur zwei Kilometer entfernte Ortschaft "Moulay Idriss".
Die Stadt ist nach dem Staatsgründer „Idris I.“ benannt, der in der großen Moschee begraben liegt, welche dadurch zu einer bekannten Pilgerstätte wurde. Wir erklimmen die Treppen und laufen durch schmale Gassen, werden freundlich begrüßt und auch ein wenig argwöhnisch beäugt, Touristen sieht man hier wohl zu dieser Jahreszeit eher seltener.




 Azrou und Nationalpark d´Ifrane

20km vor Azrou stellen wir pünktlich zum Sonnenuntergang das Auto ab und genießen den Blick über die Täler des „Mittleren Atlas“.
Und am nächsten Tag heißt es auch schon: "Merry Moroccan Christmas!". Es ist der 24. Dezember, wir haben satte 24 Grad im Schatten, es gibt höllenscharfe Pasta statt Hellerscher Lasagne. Wir basteln am Auto rum, installieren endlich den neuen Tiefentladeschutz und feiern herrlich unkonventionell unser erstes gemeinsames Weihnachten außerhalb von Deutschland. Nach einem Schwatz mit unseren Familien dürfen auch wir ein Geschenk auspacken (vielen Dank noch mal für die tollen Überraschungen!).


„Weihnachten mit Berberaffen“

Die Straße in den „Parc National d´Ifrane“ besteht nur noch zu einem Drittel aus Asphalt, der Rest ist zusammengeschobener und gewalzter Schotter, spart Geld und bringt turnusmäßig Arbeit. 
Doch eigentlich sind wir gekommen, um Berberaffen zu glotzen. Weniger als 7000 Tiere leben momentan noch in Marokko (über 70% des Bestandes) und Algerien, doch auch in Gibraltar (dort wurden sie allerdings eingeführt) und einigen Freigehegen in ganz Europa sind diese schwanzlosen Affen zu finden. Die tagaktiven Tiere bilden unterschiedlich große Gruppen, die von den jeweils ranghöchsten Männchen geleitet werden, das Revier ist abhängig von Nahrungsangebot und Störungen durch den Menschen. Es sind sehr friedliche Tiere, die dem Menschen skeptisch gegenüber stehen und dementsprechend auf Distanz bleiben.




Am nächsten Tag klopft es an unserer Tür und Stiv begrüßt uns strahlend, wir parken das Auto um, pünktlich um gemeinsam zum Mittag zu essen. Prompt quält sich ein Renault auf unsere Anhöhe hinauf, der Fahrer präsentiert uns sogleich massenhaft Souvenirs aus seinem Kofferraum – Fossilien, Schmuck, Schüsseln aus Zedernholz, Berberteppiche. Während sich die Markodicks alles zeigen lassen, bleiben wir sitzen und genießen das Schauspiel. Sandrine stellt sich als harte Verhandlerin heraus, diktiert das Geschehen, sodass sie sich am Ende auf ein Drittel des ursprünglichen Preises einigen, plus ein paar kleine Sachen für die Kinder, 10 Eier und 3 Tomaten, die er am Abend bringen will.
Danach erkunden wir den Nationalpark und stoßen tatsächlich noch auf einige Ecken Schnee!





Wasserfälle „Oum Rabia“, Beni Mellal und Ruine bei Tamelelt

Während die Markodicks nach Süden in die Wüste fahren, geht es für uns durch eine ausgedörrte Landschaft mit vereinzelt grünen Parzellen auf der RN8 nach Südwesten zu den Wasserfällen von Oum Rabia. Es wird immer hügeliger, die Nähe zum Mittleren Atlas macht sich unweigerlich bemerkbar, erst recht als wir von der Nationalstraße abfahren und die Straße sich in Schleifen an die Hänge schmiegt, mit herrlicher Sicht auf die fruchtbaren Täler. Trotz der Steigungen werden wir regelmäßig von den "Taxi mixtes" überholt.


Die Fahrbahn verengt sich auf eineinhalb Spuren, die Dörfer werden einfacher und die Kinder aufdringlicher. Zum ersten Mal ereilen uns die schon oft gelesenen „Stilo, Stilo“-Rufe, dazu die entsprechende Handbewegung. Wir halten nicht an. Schule ist wohl nicht, die Eltern stört's auch nicht, wenn ihre Nachkommen vor's Auto springen. Wer die Verteilerei mal angefangen hat, dem gehört retrospektiv kräftig in den Arsch getreten.  Klingt gemein, allerdings gelten Stifte oder Kleidung in den meisten Fällen eher als Statussymbol, wenn überhaupt. Langweile kann man es vielleicht auch nennen. 
Man tut den Menschen damit einfach keinen Gefallen, konditioniert sie schlussendlich darauf, die Hand aufzuhalten. 
Wirklich besser wird es auch bei den Wasserfällen nicht, die Zufahrt ähnelt einer Buckelpiste, unechte Parkguides weisen uns einen Platz zu, "bezahlt" wird erst bei Abfahrt (oder auch nicht). Zugleich heftet sich ein Führer an unsere Fersen, ungefragt natürlich. Überraschenderweise muss Jonas nur zweimal seinen Unmut zum Ausdruck bringen, dann macht der junge Mann auf dem Absatz kehrt und lässt uns in Ruhe. Die Verkaufsbuden stehen dicht an dicht. Eintritt kostet der Blick auf den halbtrockenen Wasserfall dann auch noch.
 

Wir müssen bisschen aus dem Quark kommen, denn wir treffen uns bereits in zwei Tagen mit unserem Freund Gabriel in Asni. Und für gute 300km brauchen wir eben unsere Zeit. Beim Weg sind wir uns an manchen Stellen auch nicht mehr sicher, ob wir nicht mal falsch abgebogen sind... Deshalb fahren wir ausnahmsweise auch mal bis in die Dämmerung hinein, finden ein paar Kilometer westlich von Tamelet hinter einer Lehmhausruine einen Platz zum Schlafen. Zuerst sind wir skeptisch, ob wir hier wirklich bleiben wollen, die Alternativen sind jedoch nicht vorhanden und durch die Mauern sind wir wenigstens einigermaßen von der Straße abgeschirmt.

 



Am Folgetag lenken wir Tortuga durch den Trubel Marrakeschs, ist die kürzeste Strecke nach Asni. Wir brauchen gefühlte tausend Augen, jeder fährt hier, wie er will. Nach unfallfreiem Passieren der Kreuzungen, einstimmigem Gehupe und der Sichtung einiger bemerkenswerter Ladungssicherungen, verlassen wir die Großstadt und nähern wir uns unserem heutigen Ziel voller Vorfreude auf die kommenden Tage in den Bergen.




Mehr Bilder findet ihr dieses Mal hier.

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Die Route 


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